Daniel Krüger (CEO)
Timo Klaus (COO)
Christian Hoffmann (CTO)
Über uns - SenCircle GmbH
SenCircle: Digital vernetzt im Alter
Mit zwei Klicks ein Buch bestellen, swipen und den Video-Anruf annehmen, E-Mails verschicken, online die Stromrechnung bezahlen: Die Digitalisierung ist im Alltag häufig so selbstverständlich, dass es nur schwer vorstellbar ist, dass ihre zahlreichen Möglichkeiten Menschen völlig fremd sind.
Durch den digitalen Wandel werden viele Senior:innen immer weiter vom gesellschaftlichen Leben abgedrängt. Geht es jedoch nach SenCircle aus Halle, werden aus ihnen schon bald rüstige Silver Surfer.
Ein Gastbeitrag von Melanie Friedrichs, Univations GmbH
Die Digitalisierung, sie sei wie ein großer, dunkler Raum, vergleicht ein älterer Herr, als SenCircle-Gründer Daniel Krüger ihn danach fragt. So prägen Unsicherheit, fehlende Orientierung und manchmal auch Ängste den Alltag älterer Menschen, wenn sie vor digitalen Herausforderungen stehen.
Und das, obwohl Studien zeigen, dass Senior:innen ihre digitale Anliegen am liebsten selbstständig erledigen würden. Noch sind die Retter in der Not meist die technik-affinen (Enkel-)Kinder. Aber Daniel Krüger, Christian Hoffmann und Timo Klaus haben einen anderen Plan, damit der älteren Generation in der digitalisierten Dunkelkammer das Licht aufgeht. Mit ihrer Plattform-Lösung wollen sie Senior:innen am digitalen Leben teilhaben zu lassen.
Drei Gründer vom Fach
Das Trio ist davon überzeugt, durch seine Technologie viele Senior:innen aus ihrer Einsamkeit zu holen und ein Stück digitale Selbstständigkeit zurückzugeben.
„40 Prozent schauen am Tag sechs Stunden fern. Obwohl die Gesellschaft im Zimmer oder der Wohnung nebenan wäre, wird ein Senior niemals einfach so an die Nachbartür klopfen“,
weiß Daniel aus seiner Zeit als Betriebsleiter bei einem Anbieter für betreutes Wohnen. Dessen Geschäftsführer ist Mitgründer Timo. Als ihnen die Idee einer digitalen Filiale für Senior:innen kommt, ist Daniel noch als Senior Consultant für digitales Kundenmanagement tätig. Der Landsberger ist ein Mann vom Fach und konzipiert digitale Filialen für Unternehmen wie Sparkassen. Timo erkennt den dringenden Bedarf einer digitalen Filiale für Senior:innen.
Als Geschäftsführer der Wohnanlage und eines Pflegedienstes macht er Daniel das Angebot, vorrübergehend Teil seines Unternehmens zu werden. Um die Bedarfe und Abläufe der Anlage zu verstehen, gibt sich Daniel ganz seiner Geschäftsidee hin und kündigt.
Er hat viele Fragen. Was ist den älteren Menschen wichtig? Wie funktionieren die Prozesse in der Wohnanlage? Würden Senior:innen digitale Helfer nutzen? Mit den Antworten tapeziert er sein Büro ganz nach Design-Thinking-Philosophie. Es entsteht das Grundkonzept von SenAssist. Danach holt er Christian, einen ehemaligen Kollegen, als Software-Entwickler ins Boot.
„Ich hatte schon länger das Fragezeichen im Kopf, ob ich nicht noch mal etwas ganz anderes ausprobieren möchte“,
sagt Christian. Im Sommer 2021 kündigt auch er seinen Job, um sich auf die Entwicklung eines Minimum Valueable Product (MVP) zu konzentrieren. Die Team-Konstellation könnte günstiger nicht sein. In SenAssist vereinen die drei Gründer ihre Expertise aus der Betreuung von Senior:innen, dem Aufbau digitaler Filialen und dem dafür nötigen technischen Knowhow.
Startklar ohne Umwege
Mit dem Namen ihres frisch gegründeten Startups haben die drei Gründer ihr Ziel auf den Kopf getroffen. Das Konzept von SenCircle, englisch abgekürzt für Seniorenkreis, sieht eine digitale Senior:innen-Community vor, mit deren Hilfe der digitale Kontakt zu Unternehmen vereinfacht wird.
„Durch die Digitalisierung werden immer mehr physische Filialen geschlossen. Das schneidet viele Senior:innen vom Alltag ab. Wir versuchen ihnen wieder Zugang zu diesen Dienstleistungen zu geben“,
schildern Daniel und Christian im Interview mit Startup Mitteldeutschland. Nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels werden Senior:innen zunehmend eine ernstzunehmende Zielgruppe. Digitale Helfer könnten ihren Alltag erleichtern – wenn da nicht die Barriere der digitalen Kompetenz wäre.
„Es gibt tatsächlich schon viele gute Ideen. Aber sie alle funktionieren als Insellösung. Dabei sind Senioren mit dem Herunterladen von Apps häufig schon überfordert, vom Kauf eines Tablets ganz zu schweigen“,
erklärt Daniel. Das niederschwellige Angebotspaket von SenCircle setzt schon vorher an.
Es beginnt beim digitalen Endgerät. Die Senior:innen bekommen ein startklares Tablet zur Verfügung gestellt. Um der Überforderung von Anfang an Einhalt zu gebieten, hilft anschließend ein spezielles Onboarding. Dafür füllen die Benutzer:innen zuvor einen Fragebogen aus, um von SenCircle richtig eingeschätzt zu werden.
Wenn sie ihr Tablet nun einschalten, erhalten sie eine Einführung mit leicht verständlichen Texten – individuell an die Vorkenntnisse der Rentner:innen angepasst. Statt der gängigen App-Oberfläche finden die Nutzer:innen eine intuitiv zu bedienende Plattform vor. Mit seinen sieben Grundfunktionen deckt „SenAssist“ alle digitalen Bedürfnisse von Menschen im Alter ab und bieten den Technik-Neulingen einen sicheren Rahmen für die ersten Schritte im digitalen Raum.
Qualitätsmerkmal: Ausgestattet mit SenAssist
Als Herzstück fungiert die Kommunikationsfunktion, um mit Verwandten, Freund:innen, aber auch Ärzten per E-Mail oder Videochat in Kontakt zu treten. Darüber hinaus gibt es einen Freizeitplaner, einen Kalender, einen Ordner zum Speichern von wichtigen Dokumenten, einen persönlichen Ratgeber und eine digitale Filiale mit dem Zugang zu kooperierenden Unternehmen.
Die Senior:innen können sofort loslegen, denn zu ihrem Account bekommen sie automatisch eine E-Mail-Adresse zugewiesen: chatten, Bilder anschauen, Eintrittskarten kaufen, Online-Bestellungen tätigen, einen Konzertbesuch planen, mit ihrer Bank sprechen – und mit ihren Vermieter:innen in Kontakt treten.
Letztere nehmen im Geschäftsmodell der SenCircle GmbH eine fundamentale Rolle ein. Genossenschaften, betreute Wohnanlagen und private Vermieter:innen mit vielen älteren Mietparteien sind die Zielgruppe des Startups.
Mietobjekte, in denen Senior:innen leben, sollen gegen eine monatliche Gebühr mit SenAssist ausgestattet werden. „Die Vermieter schließen einen Vertrag mit uns und bekommen im Gegenzug ein Tablet mit der vorinstallierten Software“, beschreibt Daniel. Damit verbessern sie die Lebensumstände ihrer Bewohner:innen und werden zu besonders attraktiven Wohnungsanbieter:innen.
Ein weiteres Plus: Durch SenAssist können Vermieter:innen plötzlich mit ihren älteren Mieter:innen digital kommunizieren und so Kosten einsparen. Häufig sei in der Miete bereits eine Service-Pauschale für die Kommunikation zwischen den beiden Parteien enthalten. Sie könnte dann zum Teil auch an SenCircle fließen. „In 10 Jahren, wenn bei einem Online-Immobilienportal als Kriterium ausgewählt werden kann, ob die Wohnung mit SenAssist ausgestattet ist, dann haben wir es geschafft“, sagt Christian. „Oder sogar schon in zwei?“, zeigt sich Daniel motiviert.
Mehr Sicherheit durch Angehörige
Die wohl kritischste Testerin konnten die drei mit ihrem MVP bereits überzeugen. „Ach Daniel, wer braucht denn sowas?‘, hat mich meine Oma gefragt“, erinnert sich Daniel und schmunzelt. Die betagte Frau von 90 Jahren zeigte sich besonders skeptisch, als Enkel Daniel ihr SenAssist präsentiert.
Sie habe sich die Bedienung am Anfang nicht zugetraut. Am Ende siegte jedoch die Neugier und die Funktionen wurden fleißig ausprobiert.
„Wir wollen Senior:innen nicht nur in Zeiten von Corona animieren, digitale Dienstleistungen zu nutzen und ihnen erklären, dass es kein Hexenwerk ist, sondern sehr sicher sein kann“,
sagt Daniel, der mit SenCircle auf die Datensicherheit deutscher Server vertraut.
Um Berührungsängste abzubauen, lautet das Zauberwort Peer-to-Peer-Kommunikation. Erfahrungswerte aus der eigenen Altersgruppe würden schwerer wiegen, Neugier und Interesse sei bei vielen bereits vorhanden. Für Senior:innen sei Digitalisierung ein wichtiges Thema, doch die Ängste vor Betrug oder Computer-Viren ebenso groß. Zur zusätzlichen Absicherung entwickelt SenCircle aus diesem Grund eine App für Angehörige, die sie über Prozesse wie Online-Einkäufe oder verdächtige E-Mails informiert.
„Diese Möglichkeit gibt vielen älteren Menschen Sicherheit“,
sagt Christian. Ihm sei aber wichtig zu betonen, dass damit niemand bevormundet würde. Die Absicherung erfolge nur unter gegenseitigem Einverständnis.
Komfortzone im digitalen Raum
Vor kurzem hat das Startup seine Büroräume im Mitteldeutschen Multimediazentrum in Halle bezogen. Jetzt wartet SenAssist darauf, für erstmalige Testzwecke zum Einsatz zu kommen. Potenzielle Tester:innen gibt es viele. 300.000 betreute Wohneinheiten gab es Stand 2020 in Deutschland, weitere 70.000 sind in Planung.
Ob Stadt oder Land: Sie sollen durch die Plattform vernetzt werden. Das gilt auch für zukünftige Generationen, die digital deutlich versierter sind. Aus diesem Grund sieht das Konzept hinter SenAssist schon jetzt vor, flexibel auf neu entstehende Bedürfnisse zu reagieren und durch vereinfachte Prozesse in einem sicheren Umfeld einen Mehrwert zu bieten.
„Spannend wäre auch, komplette Wohnung auszurüsten und z.B. der Fernseher nur durch ein Wischen mit dem Tablet verbunden wird“,
überlegt Christian. Spätestens dann würde aus dem dunklen Raum eine digitale Komfortzone werden, die sich den Wünschen und Vorstellungen ihrer Silver Surfer optimal anpasst.